Mittwoch, 28. Februar 2007

Visum oder kein Visum, das ist hier die Frage.

Komische Sache mit der Bürokratie in manchen Ländern. Auch so in Korea. Wie seltsam es aber werden könnte, war uns vorher aber mal wieder nicht klar. Hanna hatte sich noch in Deutschland frühzeitig um ein Visum gekümmert. 90 Tage darf man ohne Visum bleiben, danach muss man entweder ausreisen oder braucht ein Visum. So schien es. Mein Plan war für knappe vier Monate ausreisen. Am besten nach China. Aber nachdem es sich dann doch nicht ergeben hatte, die günstigen Flüge schon weg waren und mir Chinese New Year in die Quere kam, wurde es doch langsam mal Zeit, vor Ablauf der 90 Tage in Aktion zu treten. Für meine Verhältnisse ist das ja noch ziemlich früh: eine gute Woche wäre ja noch geblieben...
Die Recherche im Internet ergab folgendes: Während der 90 Tage zum Immigration Office fahren und eine Alien Registration Card beantragen. Nötig dafür: ein Anforderungsbogen, der Pass, 2 Passbilder und 10.000 Won (8€). Nice one. (Ok, die Passbilder gestalteten sich etwas schwierig, aber waren ein Erlebnis wert. Wo sonst kriegt man zu den Passbildern noch ein paar retuschierte Spaßbilder? - vielleicht kann ich noch ein Sample zum besten geben)
Komischerweise wurde auch erwähnt, dass Visainhaber sich auch beim Immigration Office melden müssen. Seltsam. Ganz kurz, was war nochmal Sinn und Zweck eines Visums? In welchem Land muss man sich trotz Visum nochmal melden? Auch merkwürdig, dass bei der Botschaft niemand auch nur einen Ton davon gesagt hatte. Mir kam das jedenfalls nicht bekannt vor.
Hanna kam also sicherheitshalber mit.
Was passiert ist: Mir drückte man einen neuen Stempel in den Pass. Dauer: fünf Minuten. Kosten: keine.
Hanna bekam als "Strafe" für ihr Visum eine Alien Registration Card ausgestellt. Notwendig: 2 Passbilder und 10.000 Won. Dauer: 30 min. Unglaublich!
Das Leben kann unfair sein. Alles in allem wurden die seltsamen Bestimmungen dann doch recht unbürokratisch und schnell erledigt. Es hätte auch ganz anders kommen können.
Und es hat doch noch was Gutes: Hanna ist mit der Registration Card nun wirklich hier angekommen und kann endlich lustige Dinge tun wie einen Handyvertrag abschließen (Prepaid tuts auch), Klingeltöne aus dem Internet runterladen, eine Wohnung kaufen. Also los.

Dienstag, 27. Februar 2007

Tafeln mit den Neurologen

Ja, es gibt es noch, das Krankenhaus, meine Arbeitsstelle. Doch meistens sind andere Dinge interessanter zu berichten.
Hier aber ein Bild vom Abschiedsessen, das die Neurologen netterweise für mich organisiert hatten: Shabu Shabu mit haufenweise Sidedishes. Sogar die beiden Schwestern und die Sekretärin waren dabei (letztere hat sich aber leider nicht aufs Bild getraut).
Hanna und ich verbringen beide die letzten Wochen noch in der Neurochirurgie - nicht schlecht bisher, aber irgendwie ist die Luft schon ein wenig raus und wir freuen uns darauf, bald für ein paar Tage durchs Land zu reisen.

Ja, meine Leser (ich weiß, dass ihr da seid, auch wenn ihr keine Kommentare hinterlasst), in zwei Wochen schon wird es wohl weniger von mir zu lesen geben. Aber ich bemühe mich ja zur Zeit schon, die vielen Themen, die mir schon länger durch den Kopf gehen, wie auch die alltäglichen Dinge etwas häufiger zu posten als zu Anfang.

Wüstenstaub

Seit es wieder wärmer geworden ist, hängt gelblicher Smog über dem Land. Nicht nur über Seoul, über ganz Korea, China und Japan. Es ist Wüstenstaub aus der Gobi, der über die Mongolei und China bis nach Korea kommt. Gerade wenn es wolkenlos ist, wird das Ausmaß besonders deutlich. Wie heute morgen beim Blick aus dem 9. Stockwerk des Krankenhauses. Sogar das Gebäude gegenüber war schon nicht mehr ganz scharf, andere Gebäude verschwammen im gelben Dunst, die Berge in der Ferne waren natürlich gar nicht mehr zu sehen, die Sonne kommt nicht durch.
It´s Asian Dust - check it out on Wikipedia!
Immerhin wird es nachmittags und abends etwas besser. Der Sonnenuntergang hinter den Appartementgebäuden beim Joggen war ganz wunderbar.

Montag, 26. Februar 2007

Woodstock - 우 드 스 탁

Genau der Ort, den wir gesucht und gefunden haben. Woodstock. DIE Bar in Bupyeong. Winzig, gerade mal eine Bar mit acht Stühlen und drei vier Tische für je vier Personen.
Am Wochenende ist der Laden "packed". Viele Ausländer, aber auch viele Koreaner - das und die gute Musik machen das Besondere aus. Eben nicht nur eine Kneipe, in der sich alle Westerner versammeln, sondern ein Treffpunkt. Und was für einer. Nachdem wir in der letzten Woche dreimal dort waren, haben wir eine Stammkneipe.

Ich mag Bupyeong 부 평 !

Bupyeong ist toll! Es hat eine Weile gedauert, bis wir die Vorzüge unseres "Veedels" zu schätzen lernten, aber jetzt gibt es kein zurück mehr. Buypeong hat alles, was das (koreanische und fast koreanische) Herz begehrt: Nightlife, Undergroundshopping, massenhaft Kneipen, Restaurants.
Wozu erst nach Seoul fahren, wenn es in Buypeong doch so schön ist?
Ok, es hat über zwei Monate gedauert, bis ich es länger als zehn Minuten in der Underground-Shoppingmall ausgehalten habe. Welch optische und akustische Umweltverschmutzung! Heute bin ich tatsächlich extra zum Bummeln hingelaufen. Wie schnell sich man sich doch an so viel gewöhnen kann! Hier und jetzt ein paar Eindrücke.Aber gerade auch abends weggehen ist einfach wunderbar. Am Rande: man ist in einer Viertelstunde da, das Taxi hin und zurück kostet gerade mal 4 Euro. Bupyeong rockt natürlich die ganze Nacht.
Zuerst in die Bar, nach dem Rausschmiss ins Noraebang (Karaoke um sechs Uhr morgens- ohoh) und dann noch ins nächste Restaurant, um die Nacht, bzw. den Morgen mit einer scharfen Suppe zu beenden. Natürlich locken auch die klassischen Ausgehmeilen in Seoul - Hongdae und Sinchon, aber Buypeong hat es uns einfach angetan. Nicht zuletzt wegen Woodstock.

Freitag, 23. Februar 2007

Impression des Tages


Sehen sie nicht toll aus, die Mandarinen, so schön gestapelt in strahlendem Sonnenschein?! Für 2000 Won (1,80€) gibt´s eine Schüssel. Abwiegen ist nicht. Obst und Gemüse wird immer pro Stück oder pro Schüssel verkauft. Man kriegt alles zwar auch im Supermarkt, aber irgendwie macht es viel mehr Spaß, die Sachen an den Straßenständen zu kaufen. Außerdem ist einiges auch günsttiger. Support your local dealer! Montags ist hier um die Ecke immer "Markt". Obst und Gemüse ist wesentlich teurer als in Deutschland - ich erwähne nochmals die Argrarsubventionen back home. Ein Apfel kostet gerne mal 1000 Won und die koreanischen Birnen (Pae) sind noch teurer. Aber Hanna und ich sind beide nicht bereit, auf Obst und Gemüse in rauhen Mengen zu verzichten. Aber wir könnten ein Vermögen auch folgendermaßen ausgeben:

Besondere Auswüchse in Sachen Obstpreise gibt es zu Neujahr. Besonders gerne werden Kisten mit Äpfeln oder koreanischen Birnen verschenkt. Wie auf dem Bild sind etwa sechs bis zwölf Früchte in einem Karton - der dann mal geschmeidige 80 000 Won kostet kann! Aber auch da gibt es natürlich Qualitätsunterschiede. Nein, kein Schreibfehler! Die einzige Erklärung für uns: vergoldet! Wir hätten ja gerne mal eine Kiste gekauft, um nachzuprüfen, aber wer will schon 70 Euro für ein paar Birnen ausgeben. Die Koreaner. Zum hohen Feiertag ist für Freunde und Familie eben nur das Beste gut genug.

Donnerstag, 22. Februar 2007

Spätes Neujahrsessen

Eigentlich isst man Ddok Guk 떡 국 ja zu Neujahr. Ddok Guk ist eine Reiskuchensuppe, in die aber auch andere Sachen dürfen. Haben wir auch am 1. Januar gemacht. An Lunar New Year hatte es sich aber einfach nicht ergeben. Und da ich mich jetzt doch langsam drangemacht habe, selbst koreanisch zu kochen - trotz desaströser Küchenausstattung - war gestern Ddok-Guk an der Reihe. Mit Food-Design habe ich es noch nicht so ganz, denn leider ist auf dem Bild die Hauptsache, der Ddok (in Scheiben geschnitten) quasi gar nicht zu sehen. Mit drin sind noch Mandus (gefüllte Teigtaschen), ein verquirltes Ei, Lauchzwiebel und mit Sojasauce, Sesamöl, Gochu (grob gemahlenem roten Chili) und Zucker mariniertem Tofu. Lecker! Nicht nur zu Neujahr.

Auf einem Foodblog las ich: Februar "the soupiest month". Oh ja! Die Suppe mittags im Krankenhaus kann das Bedürfnis nicht mehr stillen und trotz frühem Frühling könnte ich fast jeden Abend einen anderen Pott Suppe essen.
Heute gab es Yuggaechang (육 개 장) vom Hauslieferanten HanUdong 한 우 동. Eine scharfe Suppe mit Rindfleisch, viel Gemüse und Glasnudeln. (Wie werde ich ohne HanUdong in Deutschland überleben?)
Mein nächstes Projekt ist Doenjang-Jjigae. Dazu wage ich mich (möglicherweise morgen) an meinen allerersten Algenfond.
Warum erst in Deutschland anfangen, koreanisches Essen zu kochen, wo man doch hier alles so convenient bekommt? Knapp drei Monate ohne Kochen - viel zu viel für mich.

Dienstag, 20. Februar 2007

Viel los in der Wohnung

Bis Februar hatten Hanna und ich die Wohnung ja ganz für uns alleine. Sogar ein Zimmer zum Wäschetrocknen - und das in Korea! Aber mitterweile hat sich das gründlich geändert. Auch gut, mal wieder mehr Leben in der Bude zu haben!
Anfang Februar kamen Alexander und Tristan, Mitte Februrar Jin-Hi und Juliane. Nächste Woche ist der nächste im Anflug und Anfang März kommt nochmal jemand. Hm, wir könnten wegen Überfüllung schließen. Es gibt zwar sieben Betten in drei Zimmern (1er, 2er und 4er), aber eben nur ein Bad und auch nur Ausstattung für ca. vier Leute.
Gemischte Belegung der Wohnung ist ja eigentlich nicht vorgesehen, aber die beiden Dormitory-Zimmer wurden gerade renoviert und da dürfen dann auch mal Männlein und Weiblein beieinander wohnen. Man sollten meinen, wir sind erwachsen. Aber in Korea gelten andere Maßstäbe. Es geht eben darum, den äußeren Schein zu wahren. Solange etwas nicht offiziell ist, ist alles in Ordnung.
In den nächsten Tagen müssen die Jungs also offiziell ins Dorm ziehen.
Vielleicht sollten sie den (sorgfältig getrennten) Müll mitnehmen...

Hannas Geburtstag in der (fast kompletten) neuen WG






Montag, 19. Februar 2007

DVD Bang

Ein DVD-Bang gehört in die Reihe PC-Bang und Noraebang. Zimmer, wo man seine Zeit auf die unterschiedlichste Weise verbringen kann. DVD-Zimmer? Haben die Koreaner keine eigenen DVD-Player und keine Kinos? Mitnichten. Aber ein DVD-Bang ist die perfekte Möglichkeit, mit Freund oder Freundin einen Film anzugucken - oder auch nur so zu tun. Man muss ja nicht gleich ein Love-Motel mieten. Zwei Männer würden wohl schon etwas komisch angeschaut, zwei Frauen hingegen könnten problemlos rein, sagte man mir. Am Valentinstag ist Tristan mit Hanna und mir im Schlepptau im Aufzug zum DVD-Bang schon sehr bewundernd angeschaut worden...
Aber wo sonst können wir auf so angenehme Art und Weise koreanische Filme mit englischen Untertiteln sehen?
Ich mag DVD-Bangs! Ab 11000 Won gibt es einen Raum, Getränke kann man sich auch noch kaufen (oder mitnehmen), man braucht sich um nichts zu kümmern, kann sich gemütlich auf die riesige Couch lümmeln und den Film genießen. And check it out: die Couch hat sogar einen Vibriermodus - nein, nicht zu viel denken, vibriert nur synchron mit lauteren Szenen oder Actioneinlagen. Und die obligatorische Punktekarte darf natürlich auch nicht fehlen. Der elfte Film ist frei - ob wir das wohl noch hinkriegen?
Hier ein kleiner Einblick in die Welt eines DVD-Bangs:



Sonntag, 18. Februar 2007

Kimbab Cheonguk 김 밥 천 국 - Kimbab Himmel

Kimbab Cheonguk ist mit ähnlichen Vertretern wie Kimbab Nara (Kimbab Land), Kimbab Town oder unserem Hauslieferanten Han Udong an jeder Straßenecke zu finden. Gute, günstige, koreanische Basiskost - optimal für den studentischen Geldbeutel. Es ist auf jeden Fall günstiger, jeden Abend bei Kimbab Cheonguk zu essen, als selbst zu kochen, aber wo könnte ich schon jeden Abend hingehen?
So läuft es eher auf ein bis zweimal die Woche hinaus. Preise starten ab 1000 Won (80Cent) für einen einfachen Kimbab, erweiterte Versionen gibt es ab 2500 Won, Suppen fangen bei 3000 Won an und über 5000 Won gibt es erst gar nichts auf der Karte, wenn dann für zwei.
Die Karte ist komplett auf koreanisch und so war es mir bei meinem ersten Besuch ein Rätsel, wie ich hier jemals würde bestellen können. Es würde wohl auf Kimbab-Cheonguk-Roulette hinauslaufen - auf irgendwas auf der Karte zeigen und schauen was kommt. Und sich beim nächsten mal leider nicht mehr daran erinnern, wie diese leckere Suppe hieß. Aber nach einer Woche war das Bestellen schon gar kein Problem mehr. Ok, manche Sachen haben wir auch noch nicht ausprobiert, aber hin und wieder freut man sich ja auch auf Bewährtes.
Das Bild von der Karte ist von maryeats - sie hat das komplette Menue von Kimbab Nara aufgeschrieben und übersetzt! Für einen etwas größeren Ausflug in die Kimbabwelt - hier ist der Link.

Kimbab sieht auf den ersten Blick aus wie Maki-Sushi ist aber doch ganz anders. Es hat so gar nichts vom Trend-food Sushi, ist es doch vielmehr ein Basissnack. Neben dem Reis wird in die Kimblätter so gut wie immer Omelette, Rettich, Karotte, Klettenwurzel, eine Art Schinken, Krabbensticks, Sesamblätter, Spinat und wechselnde Zutaten wie Kimchi, Thunfisch oder Fleisch eingerollt. Unser Kimbab auf dem Bild ist ein Special mit Omelette aussendrum.
Die Suppen sind für uns gerade im Winter der absolute Hit. Eine riesige Schüssel, die oft noch kocht, wenn sie an den Tisch kommt.
Auf den Bildern ist Kimchi Galguksu (scharfe Suppe mit Kimchi und Bandnudeln) und Manduguk (Suppe mit Mandus, unterschiedlich gefüllten Teigtaschen).
Zu jeder Bestellung gibt es je nach Restaurant zwei bis drei Banchans (Side-Dishes). Meistens Kimchi und gelber Rettich. Und besonders toll: überall kriegt man kostenlos Wasser zum Essen!
Enjoy!

Happy New Year oder Der Tag, an dem ich 30 wurde


Heute wird in Korea Neujahr gefeiert - Chinese New Year, denn nach dem Mondkalender beginnt heute das neue Jahr. Was die Koreaner natürlich nicht davon abgehalten hat, auch Anfang Januar zu feiern. Man sieht das pragmatisch. Seollal (Neujahr) wird im Kreis der Familie verbracht, , die Ahnen werden geehrt und vieles dreht sich ums Essen. Diesen Tag muss man einfach bei der Familie verbringen und so kommt es, dass jedes Jahr Millionen von Koreaner sich auf den Weg in ihre Heimatstadt machen, meistens natürlich von Seoul aus. Von 46 Millionen Koreaner sollen das etwa 32 Millionen sein. Super Urlaub.
Ich habe sogar gelesen, dass während dieser Tage an den Autobahnen Toiletten aufgestellt werden, weil so oft einfach nichts mehr geht. Lieber den Zug nehmen? Dann ist früh buchen angesagt. Manche Leute buchen tatsächlich ein Jahr im Voraus, um noch ein Ticket zu bekommen und schlafen dann in einem Hotel in der Nähe des Bahnhofs, um morgens auch den Zug zu bekommen.
In unserem beschaulichen Apate (Appartement) kann man sich solche Zustände eigentlich nicht vorstellen. Aber die Straßen in Seoul waren schon gestern erstaunlich leer.

Und dieses Jahr wird kein gewöhnliches Jahr. Denn es ist das Jahr des Schwein, des Goldenen Schweins. Jahre des Schweins (alle 12 Jahre) werden generell mit Glück und Reichtum assoziiert, aber erst das Goldene Schwein... Welch ein Hype! Schon seit Ende Dezember wird man allenthalben überschüttet mit goldenen Schweinen aller Art. Besonders beliebt: Handyanhänger und Sparschweine. Ok, ich muss zugeben, seit Anfang Januar befinden sich auch einige Anhänger mit Goldenem Schwein in meinem Besitz, wie man unschwer erkennen kann.
Dieses Jahr soll eben noch mehr Glück bringen. Deshalb wollen angeblich besonders viele koreanische Paare heiraten und es wird ein regelrechter Babyboom erwartet. Ob es nun wirklich eine Tradtition ist? Es kommt mir eher so vor, als sei es wie der Valentistag hier, eine ähnlich gute Gelegenheit, den Konsumrausch einfach noch ein bisschen weiter anzufachen.

Ich hätte es fast vergessen: Der Tag, an dem ich 30 wurde. An Neujahr wird jeder in Korea ein Jahr älter. Wenn man bedenkt, dass man hier ab dem Geburtstag schon ein Jahr alt ist, bedeutet das für mich, dass ich soeben 30 geworden bin. Komischer Gedanke. Hm, ich mag korean-age nicht! Ich bleibe 28.

Wir legen heute einen Fastentag ein, nachdem wir es uns gestern bei Sortino´s (siehe To-Do-Liste) richtig gut haben gehen lassen. Einzig und alleine ein Ddok-Guk (Suppe mit Reiskuchen) muss noch her, denn das isst man hier traditionell zu Neujahr, damit man ein Jahr älter wird.

Donnerstag, 15. Februar 2007

Video vom Kimchi-Kochkurs mit Rosalie

Hier das angekündigte Video vom Kochkurs.
Hanna und ich hatten unsere Performance schon erfolgreich hinter uns gebracht. Dann waren Nennen-wir-sie-Rosalie und ihre Kollegin an der Reihe. Sie arbeitet für eine Firma, die Kimchi-Kühlschränke herstellt. Ziemlich cool. Aber nein, alles war nichts für Rosalie. Das Kimchi zu scharf, das Essen zu ungewöhnlich, das Trommeln zu schwer und der Himmel zu blau. Sie hat sich natürlich den knallrosa Hanbok (traditionelles Kostüm) ausgesucht war so unglaublich offensichtlich nicht begeistert. Man beachte Hannas Gesichtsausdruck am Schluss!

Dienstag, 13. Februar 2007

Bloggen und Video-Blog "Seoul Glow"

Seit einiger Zeit bin ich nicht nur ein fleißiger Leser deutscher online-Nachrichten, sondern vor allem auch von Koreablogs - Blogs über das Leben in Korea im Allgemeinen und Speziellen, sehr gerne auch Korea-Foodblogs.
Obwohl ich dem Internet ja immer schon sehr freundlich gesonnen war, hatte ich vor Korea überhaupt kein Bedürfnis, mich der Welt in einem Blog mitzuteilen. Seit ich aber in Korea bin, ist das anders. Per Email jeden auf dem Laufenden zu halten? Viel zu anstrengend - krieg ich ja in Deutschland auch nicht hin. So ein Blog ist doch die perfekte Lösung, diejenigen zu erreichen, die es interessiert. Texte, Fotos, schnelle Links zu mehr Infos, sogar Videos - alles kein Problem.
Als Blogger bleibt man nicht lange allein. Man will sehen, was die anderen machen, über welche Themen geschrieben wird, was interessiert. Und da Blogger gerne mal andere Seiten auf ihrer eigenen erwähnen - Seiten, die sie selbst gerne lesen oder die einfach gut in die Thematik passen - kann es passieren, dass die Lesezeichen bald überhand nehmen.
Gerade, wenn es sich um eine relativ kleine Blogger-Gemeinde handelt, wie es in Korea noch der Fall ist.
Heute hatte ich endlich mal die Zeit, mir ein neues Blog, der (oder das?) vor allem auf den englischen Koreablogs schon häufig Erwähung fand, anzuschauen. Nicht irgendein Blog. Ein Video-Blog über Seoul!
Seit Anfang des Jahres gibt es von Fotograf Michael Hurt jede Woche interessante (und hervorragend aufbereitete) Einblicke ins koreanische Leben in Seoul. Auf Englisch, was am Rande erwähnt sei.
Nur für die Internetverbindung von heute gedacht, Modembesitzer müssen wohl eher draußen bleiben, denn die Filmchen haben meist eine Länge von etwa 10 Minuten. Und sogar als Podcast erhältlich und abonnierbar. Während ich diesen Eintrag schreibe, freue ich mich schon auf die dritte (heute!) veröffentlichte neue Folge von Seoul Glow.
Wärmstens zu empfehlen!
Hier die zweite Folge:



Hm, da war irgendwie der Link zu Seoul Glow weg. Wieder behoben.

Jetzt nur noch sechs Wochen...

... und noch so viel zu tun.
Hanna und ich haben vor zwei Wochen vorsichtshalber schonmal eine Liste an Dingen erstellt, die wir noch unternehmen wollen oder Essen, das wir noch probieren wollen, bevor es wieder nach Hause geht.
Hier ist meine Liste in zufälliger Reihenfolge mit ein paar zusätzlichen Kommentaren (stellt auch auf einen langen Eintrag ein...). Immerhin haben wir in der Zwischenzeit schon einiges geschafft.
  1. Ausflug in die DMZ (Demilitarisierte Zone an der Grenze zu Nordkorea) - kalter Krieg im Winter. Gerne, wenn es etwas wärmer ist. Also im März. - Nachdem ich mit einigen Leuten gesprochen habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich das wirklich noch will. Informationstechnisch soll es etwas mau sein und eine DMZ an sich ist ja auch nichts Neues mehr. Siehe Vietnam. UPDATE: Unser Trip an die DMZ, auf eigene Faust, ohne große Gruppe.
  2. Jimjilbang besuchen (wörtlich: Massage-Raum) - siehe hoffentlich baldigen Blogeintrag (jaja, immer diese leeren Versprechungen...)
  3. Bulgogi 불고기 essen - der Koreaklassiker für viele schlechthin. Ging bisher aber irgendwie unter. Geschafft und für gut befunden.
  4. Shinsollo 신선로 essen - ein Gericht für Festtage. Mal sehen, ob wir das überhaupt irgendwo kriegen. Allein der englische Name ist schon toll: fancy hot pot! Schade, das hat nicht mehr geklappt. Nächstes Mal.
  5. jemandem in der U-Bahn was abkaufen - mindestens einmal auf jeder Fahrt nach Seoul kommt ein(e) recht gut gekleidete(r) Mann/Frau ins Abteil und fängt an, ziemlich lautstark irgendein Produkt anzupreisen. Nach persönlicher Erfahrung sind besonders Taschenlampen, Lupen für den U-Bahn-Plan, Handschuhe, Schuhcreme und elektrische Rasierer beliebt. Aber es gibt hin und wieder auch mal Flip-Fotoalben oder Bruchbänder! Vieles für 1000 Won (knapp 1€). Seltsam. Noch seltsamer aber, dass jedesmal etwas verkauft wird. Ob aus wirklichem Interesse oder Mitleid konnte ich bisher noch nicht eruieren) Was ich kaufen werde? Keine Ahnung, ich warte auf eine spontane Eingebung. 18.Februar - Es ist vollbracht: gestern habe ich für 1000 Won eine zusammenklappbare Minifusselbürste erstanden! Wer sich fragt, was das wohl soll, muss nur einen Blick auf unsere Klamotten werfen.
  6. Wandern in mindestens einem Nationalpark - auf jeden Fall wieder!
  7. im Love-Motel übernachten - mind you - keine Puff-Absteige, sondern ein Ort für traute Zweisamkeit für Pärchen jeden Alters. Oder einfach so zum Übernachten, auch allein. Privatssphäre in Korea ist nicht so leicht zu finden wie in Deutschland, die Freundin/Freund wird den Eltern erst mit festen Heiratsabsichten vorgestellt, auch die Eltern brauchen mal Ruhe - da kommt so ein Love-Motel gerade richtig. Unser Favorit wäre eins mit Bett in Herzform. Mal sehen, was sich machen lässt. Ja - es gibt sicher auch ein paar Zimmer in den Love-Motels, wo andere Dinge stattfinden. Update: Blogeintrag Love Motel
  8. Island-hopping in the West-Sea - so übernommen aus dem LonelyPlanet. Da wir ja schon bei Incheon wohnen, müssen wir doch auch die Inseln in der Gegend erkunden. Bisher war es uns aber echt zu kalt. Auch ein Punkt für den März. Update: Am 28.02. war es unglaublich warm und so sind wir nach dem Immigration Office kurz noch nach Wolmido an die Strandpromenade gefahren. Und warum nicht kurz noch mit der Fähre rüber nach Yeongjongdo fahren? Gesagt, getan. 15 Minuten rüber, eine Runde über den Fischmarkt und zurück. Nur ein Kurztrip. Beim nächsten Mal stehen noch die Strände im Westen der Insel an.
  9. mehr Streetfood probieren - Jens, du wirst gebraucht! Ich kann probieren, Du aufessen ;-) Wie könnte ich diesen Punkt wirklich abhaken?
  10. Kimchi-Kochkurs (endlich!)
  11. Geschenke kaufen - ein paar Mitbringsel müssen schon sein Einiges ist schon im Koffer, anderes nicht. Ich verspreche nichts...
  12. Koreanische Gewürze und Pasten zum Nachkochen zu Hause kaufen - wie werden wir das Essen vermissen, wenn wir erst wieder zu Hause sind. Also selbst machen. Man kann ja nicht immer ins feindliche Düsseldorf fahren... Meine Ausstattung ist gekauft: Gochujang-Paste, Doenjang-Paste, Gochupulver (Chilipulver), Algen für den Fond - man kriegt ja alles auch in Deutschland. Und last but not least: eine eckige Pfanne für Omlette zum Kimbab und Sushi machen. Jo!
  13. Hangover-Suppe essen 해장국 - haben wir sowas auch?
  14. im DVD-Bang die Rache-Trilogie von Park Chan-Wook zu Ende gucken (Regisseur von "Old Boy", dem bekanntesten koreanischen Film im Ausland, weil Großer Preis der Jury auf dem Filmffestival in Cannes 2004. Den ersten und lezten Teil "Sympathy for Mr. Vengeance und Sympathy for Lady Vengeance haben wir mitterweile gehehen, jetzt fehlt mir noch der Klassiker "Old Boy".) Update: 22.März. Was wäre ein Aufenthalt in Korea ohne DVD-Bang. Das musste Jens gesehen haben. So kann ich auch "Old Boy" von der Liste streichen.
  15. zu Sortino´s gehen und eine richtige Pizza essen - es muss auch mal etwas anderes als koreanisches Essen sein! Einmal thailändisch und einmal italienisch in fast vier Monaten muss drin sein. 18.Februar: Gestern waren Tristan, Hanna und ich bei Sortino´s. Wir mussten warten, weil wir keinen Tisch reserviert hatten, aber es hat sich gelohnt! Carpaccio, Linguine mit Seafood und eine Pizza mit Rucola, Mozarella und Parmaschinken - alles mit gutem Olivenöl, dazu guter Wein - ein Traum! Ich weiß nicht, wann ich italienisches Essen zum letzten Mal so genossen habe! Wir haben es krachen lassen.
  16. jenes Bild in der Galerie von Kim Jom Som in Insadong kaufen - lasst euch zu Hause überraschen. Ich finde es wunderschön! Mit Wallace´s Worten: "A valuable addition to our modern lifestyle."
  17. Rohen Fisch 회 am Meer essen - Update: hier und hier.
  18. auf den Noryangjin-Fischmarkt gehen und noch mehr rohen Fisch essen
  19. Kujolpan 구절판 essen - nochmal ein traditioneller Klassiker Hm, auch das habe ich leider nicht mehr gegessen. Aber man muss ja noch Pläne haben.
  20. 1Paar korean-style Schuhe kaufen - ich sage es offen und ehrlich: ich mag koreanische Mode nicht. Ja, es liegt auch daran, dass ich nicht reinpasse (theoretisch gibt es bei den Größen auch L und nicht nur (kleines) M, nur nicht dort, wo wir bisher waren). Aber fiesester 80er Jahre-Style in der hübschen Farbkombination von kobaltblau, mausgrau und senfgelb muss für mich einfach nicht sein. 24 Stunden am Tag in High-heels rumlaufen (quasi ein Muss für die koreansiche Frau jenseits des Schulalters) ist auch nicht. Aber ein Paar - von mir aus. Schwierig nur, dass es die meisten Schuhe nur in S, M und L gibt. Das sind bei uns 37, 38, 39. Schade, ich habe 36. Hanna hat leider 41. Ganz blöd gelaufen für uns. Ich frage mich, was die koreanische nicht-Durchschnittsfrau macht, die es auch recht häufig gibt. Aber manchmal findet man auch Schuhe in 230 (36), dann aber in Gold-, Grün- oder Blauglitzer, mit viel Schleifchen und Gedönsrat. Schon beim Schreiben sträuben sich mir sämtliche Nackenhaare. Aber man gönnt sich ja sonst nix. Möglicherweise wird das der Punkt sein, der auf der Liste bleibt. 27. Februar: Ich habe ein Paar Schuhe erstanden. Wo sonst als in der Bupyeong-Underground-Shoppingmall! Sogar Handmade und nicht aus China. Ja, ich glaube das. Hatte schließlich tatkräftige Unterstützung von Jin-Hi, die alles auf koreanisch gemanagt hat. Manchmal ist das schon sehr schön, sich etwas zurücklegen zu können. Und wie sehen sie aus? Lasst euch überraschen.
  21. Koreanische Popmusik kaufen - muss ich ja von überall her mitbringen. Ich hab auch schon ein paar Lieder im Ohr. Muss wohl mal in einen Laden gehen und sie jemandem vorsingen. Update: Dank Tristan muss nichts mehr gekauft werden: 100 Lieder aus den akutellen Charts inklusive meiner Lieblingslieder! Danke, danke, danke!
  22. auf den letzten Metern noch einen koreanischen Klingelton fürs Handy kaufen - almost korean. Oh nein, es klappt nicht! Mein Handy ist zu alt und abgerockt, kommt nicht ins Internet und kann somit keinen Klingelton empfangen. Ich bin untröstlich.
  23. Eine Brille kaufen - Brillen sollen hier ziemlich günstig sein und da ich in Deutschland immer ein halbes Vermögen für eine Brille (die Gläser sind es ja) hinblättern muss, wäre das hier definitiv einen Versuch wert. Update: Siehe Blogeintrag Brille

Sonntag, 11. Februar 2007

Freitag, 9. Februar 2007

Street Food

Hungrig muss man in Korea nicht sein. An jeder Straßenecke wird Essen verkauft. Der Snack zwischendurch scheint für viele Koreaner unverzichtbar zu sein. Morgens, mittags, abends, besonders gern aber wohl beim Shoppen.
Myeong-Dong (wo die meisten Bilder aufgenommen worden sind) ist ein riesiges Einkaufviertel in Seoul, und läuft, wenn es gerade dunkel geworden ist, zur Höchstform auf. Menschenmassen überall, Leuchtreklame in rauhen Mengen, jeder Laden versucht die Einkäufer mit unterschiedlicher Musik hereinzulocken und auf jedem Meter hat man einen anderen Geruch in der Nase. Nicht immer gut- denn der Geruch von Seidenspinnerraupen (Beondegi) gehört mit zum Ekligsten, was ich bisher gerochen habe. Bild gibts dazu auch keins, alles was recht ist.
Aber Vorsicht, der erste Blick mag täuschen und der erste Biss überraschen.
Diese Becher mit den Pommes ... hmm, kann man die auch kalt essen? Es sind natürlich gar keine, sondern ein Fischsnack. Das Thema des Ladens erkennt man dann auf den zweiten Blick an den langen getrockneten Tintenfischarmen, die überall herunterhängen. In kleine Stücke schneiden, ab in den Becher und an den nächsten Shopper verkaufen.
Die kleinen Fische (Pung-Oppang) sehen doch echt niedlich aus, oder? Riechen auch ganz lecker. Schmecken? Eingeschränkt. Der Teig ist eine Art Waffelteig und drin ist eine Füllung aus roter Bohnenpaste. So semi. Ich werde es nochmal probieren, aber rote Bohnenpaste wird nicht mein Favorit werden. Die ist übrigens hier der Hit neben allem mit grünem Tee. Das teure Häagen-Dasz-Eis gibt´s hier auch in den Varianten "Green Tea" und "Red Bean" - wer hätte das gedacht.

Ansonsten scheint auf der Straße der Wahlspruch zu sein: Süß, fettig, fischig. Irgendetwas stimmt immer. Wirklich lecker waren die Hotteogs. Kein Hotdog, sondern ein mit braunem Zucker gefüllter Pfannkuchen (note: keine rote Bohnenpaste!).

Und das zu super Preisen, ein Fisch oder ein Pfannkuchen kostet zwischen 300 und 500 Won, also 25-40 Cent. Ist also auch kein finanzieller Verlust, wenn´s mal nicht schmeckt. (Hanna würde jetzt sagen: Wegschmeißen ist ja immer noch ´ne Option, aber für die Öffentlichkeit sind solche Kommentare ja nix...)